Tradition
Ein Blick in die Chronik der Gaststätte zeigt, dass der „Engel“ in Zeutern seit seiner Gründung vor über zwei Jahrhunderten meist in gerader Linie weiterererbt wurde. Er blieb von häufigem Besitzerwechsel verschont, und so ist es auch zu erklären, dass das Gasthaus seit eh und je zu den renommierten Gaststätten im Dorfe zählt.
Ein Stein über der Eingangstür zur Gaststube mit den Insignien 1785 deutet auf die Gründung des Gasthauses hin, zu dem viele Jahre seit der Erbauung Ende des 18. Jahrhunderts eine Brauerei zählte. Johann Reiser (1750 1828), Bierbrauer und Wirt, war der erste nachweisbare Gastwirt und wahrscheinliche Erbauer des Gebäudekomplexes. Nach dessen Tode übernahm sein Sohn Johann Jodokus (geb. 1777), der ebenfalls den Beruf des Bierbrauers und Gastwirts erlernt hatte, das väterliche Erbe. In dritter Generation führte dann schließlich Franz Josef Reiser (1820 1891) den vom Vater übertragenen Brauerei- und Wirtschaftsbetrieb. Wickelte sich das Leben in der Gaststätte bis zum zweiten Drittel des vorigen Jahrhunderts in der alten, bürgerlichen Form ab, so nahm die Entwicklung des Gasthauses zum „Engel“ unter dem Besitzer Anton Reiser (1850 1911), Sohn des Franz Josef Reiser, einen bisher nie gekannten Verlauf. Befanden sich bislang Bierbrauerei, Gasthaus und Kegelbahn gleichermaßen unter einem Dach, so gesellte sich 1872 noch die erste Poststelle Zeuterns dazu. In diesem Jahre wurde nämlich in Zeutern die erste Poststation eingerichtet; erster Posthalter war Anton Reiser, seines Zeichens Bierbrauer und Gastwirt vom „Engel“. Die erste postalische Amtsstube befand sich im heutigen Nebenzimmer des Gasthauses, und für manchen Postkutschenreisenden war die Wirtsstube gleichzeitig Wartesaal. Anton Reiser, in erster Ehe mit der aus Baden-Oos stammenden Ehefrau Elisabeth, geb. Müller, verheiratet, und nach deren Tod mit Luise Reiser, geb. Schweitzer verehelicht, sah schon früh eine einträgliche Erwerbsquelle im Weinbau, Weinhandel und Brennerei. Die vollkommene Umstellung vom Bierbrauen auf den Weinbau war dann im Jahre 1900 vollzogen.
1902 wurde die alte Brauerei von Anton Reiser abgerissen und aus dem gleichen Anwesen (heute Kapellenstraße 4) wurde ein Haus erstellt, in dem die Post eine neue Unterkunft fand.
Nach dem Tode des leutseligen und allseits geschätzten Anton Reiser verkauften die Angehörigen das umgebaute Wohnhaus (bisher auch Poststelle) an den damaligen Bürgermeister Michael Weber; das Gasthaus zum Engel wurde der Schwester Natalie und deren Ehemann Karl Heinrich Dutzi, der bislang in Diensten des Gasthausbesitzers stand, übertragen.
 |
 |
|
Karl Heinrich Dutzi führte nun als selbständiger Wirt den Weinbau, Weinhandel und die Brennerei weiter. 1934 übernahm schließlich dessen Tochter Elisabeth zusammen mit ihrem Ehemann Wilhelm Kneller die Gastwirtschaft und den Weinhandel. Von der Pike auf im Gaststättengewerbe gedient, verstand es der neue Besitzer seinen Gaststättenbetrieb immer neu zu beleben, um für die Gäste attraktiv zu sein.
Seit 1965 sind nun sein Sohn Karlheinz Kneller und dessen Ehefrau Edith, geb. Lädel als Besitzer des traditionsreichen Gasthauses um einen zeitgemäßen Wirtschaftsbetrieb bemüht. Aus ihrer Ehe gingen zwei Söhne und fünf Enkel hervor. Die Übernahme der Gaststätte, des Weinguts sowie die Brennerei führten dazu, dass das Gasthaus zum Engel auch heute zu den führenden Gaststätten des Dorfes zählt. Bis 1976 befand sich im Obergeschoss ein Saal, wo Tanzveranstaltungen stattfanden, und den einige Vereine als Übungsraum nutzten. 1977 wurde der Saal zu Gästezimmer umgebaut, die auch heute vermietet werden.
Das Weingut wird seit 1999 von dem Sohn der Gasthoffamilie, Thomas Kneller, geführt, der ein reichhaltiges Angebot erlesener Weine aus eigenem Keller, der bekannten Lage „Zeuterner Himmelreich“ anbietet.
|